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Der Milchhof – ein Industriedenkmal der Moderne

Der Milchhof – ein Industriedenkmal der Moderne

Inhalt

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Kurze Geschichte der Bauhaus Kunstschule

Der Milchhof ist ein Bauwerk der Bauhauses und dieses entwickelte sich in Weimar aus dem Zusammenschluss der Großherzoglich-Sächsischen Kunstschule Weimar mit der Großherzoglich-Sächsischen Kunstschule Weimar, die 1907 von Henry van de Velde gegründet worden war. Es ist der direkte Vorläufer des Bauhauses, das seine Arbeit in den Gebäuden der van de Velde-Schule begann. 1925 zog es nach Dessau um – ab 1926 das Gebäude des Bauhauses Dessau. Im Jahr 1932 sollte das Bauhaus nach Berlin übersiedeln; 1933 wurde es schließlich geschlossen.

Der Einfluss des Bauhauses war so groß, dass der Begriff Bauhaus in der Umgangssprache oft mit der Moderne in Architektur und Design in Verbindung gebracht wird. In diesem Zusammenhang wird von Nichtfachleuten oft vom Bauhaus-Stil gesprochen, doch ist es sowohl aus architekturwissenschaftlicher als auch aus kunsthistorischer Sicht schwierig, die Bauhaus-Entwicklungen losgelöst zu beurteilen und das Bauhaus als Stilbegriff zu verwenden (z. B. als Architektur- oder Möbelstil). Vielmehr werden die Projekte und Werke der Lehrer und Schüler des Bauhauses als Teil langfristiger sowie länderübergreifender Bewegungen gesehen und unter Begriffen wie Funktionalismus, Klassische Moderne, Neue Sachlichkeit, Internationaler Stil oder Neues Bauen zusammengefasst.

Traditionell wurden die getrennten Bereiche Bildende Kunst, Angewandte Kunst und Darstellende Kunst im Bauhaus-Konzept zusammengeführt, das wiederum Malerei, Darstellende Kunst und Musik stark beeinflusst hat.

Bauhaus Programm

Die ursprünglichen Absichten von Henry van de Velde und Walter Gropius waren die Befreiung der Kunst von der Industrialisierung und die Wiederbelebung des Handwerks. Sie bildeten damit einen Gegenentwurf zur Ästhetik des Historismus, in dem künstlerisch gestalteter Schmuck durch industrielle Massenproduktion massenhaft kopiert wurde. Der Begriff „Kunst“ bezog sich nicht auf die damalige Avantgarde, sondern auf die Formensprache der zeitgenössischen Designer, die im Stil vergangener Epochen produzieren. Mit der Rückbesinnung auf das Handwerk wurden die Gestaltungsabsichten mit der experimentellen und manuellen Entwicklung einer neuen Formensprache verbunden, die dem industriellen Produktionsprozess entsprach.

Die Aufgabe des Bauhauses war es, die Architektur als Gesamtkunstwerk mit anderen Kunstformen zu vereinen. Deshalb proklamierte das Bauhaus im Gründungsmanifest von 1919 auch: „Das Endziel jeder bildnerischen Tätigkeit ist die Konstruktion“. Das moderne Industrie- und Grafikdesign entwickelt sich jedoch vor allem aus diesen Ideen heraus. In der Architektur hat sich die modulare Bauweise nicht nur auf Industriegeländen durchgesetzt, sondern auch bei der Schaffung von günstigem Wohnraum, zum Beispiel in den Satellitenstädten der Megastädte.

Der Gründer Walter Gropius konzipierte das „Staatliche Bauhaus“ als Arbeitsgemeinschaft, in der die Unterscheidung zwischen Künstler und Handwerker aufgehoben werden sollte. Mit ihnen wollten die Mitarbeiter des Bauhauses soziale Unterschiede beseitigen und das gegenseitige Verständnis zwischen den Völkern fördern. So gab es viele Ähnlichkeiten und Verbindungen in den Absichten und Ergebnissen zum 1907 gegründeten Deutschen Werkbund, dem Walter Gropius bis 1933 angehörte.

Geschichte des Milchhofes in Arnstadt

Der Arnstädter Milchhof von 1928 ist ein Denkmal der modernen Architektur. Der Funktionalismus und der soziale Anspruch jener Ideen, die das Bauhaus verdichtet hat, lassen sich hier beispielhaft ablesen. Das Gebäude des Architekten Martin Schwartz wird derzeit umgebaut und saniert. Der erste Abschnitt soll bis zum Sommer 2019 fertiggestellt werden. Darüber hinaus kann und sollte er Kristallisationskeim für die Wiederbelebung einer baufälligen Industrieanlage sein, in dessen Zentrum er sich befindet.

Die moderne Produktionsstätte wurde im Dezember 1928 als Genossenschaftsmolkerei für 80 Milchviehhalter eröffnet. Martin Schwarz hat in seinem architektonischen Entwurf den funktionalen Prozess von der Milchanlieferung bis zur industriellen Verarbeitung im Sinne hygienisch einwandfreier Milchprodukte berücksichtigt. Gleichzeitig orientiert sich die Architektur auch an den sozialen Bedürfnissen: Neben den Produktionsanlagen wurden im Milchhof auch Wohn-, Schlaf- und Waschräume für die Mitarbeiter eingerichtet.

Alle Räume werden von würfelförmigen Bausteinen flankiert. Die einfache Klinkerfassade unterstreicht die Horizontalität. Laderampen mit verglasten Vordächern sowie Betonbänder oben und unten an den Fenstern, asymmetrisch angeordnete, auskragende Turmtreppen an der Westfassade, eine langgestreckte Loggia an der Ostfassade und vor- und zurückspringende Klinkerverkleidungen zwischen den Fenstern des Obergeschosses unterstützen diese Idee. Die einzigen Verzierungen sind der große Metallschriftzug an der Hauptfassade und das Farbenspiel der Klinker.

Im Erdgeschoss fand die Produktion in sauberen, hellen Hallen statt. Die großen Fensteröffnungen gewähren Einblicke in die verschiedenen Arbeitsbereiche. Die Milch- und Butterverarbeitungsräume im Inneren bekamen Tageslicht durch große Stahllichtfenster. Stahlbetondecken, Betontreppen mit einfachen Flachstahlgeländern, Stahlschiebetüren, geflieste Wände und Böden sorgen für Funktionalität in den Produktionsbereichen. Die Verwaltungs- und Personalbüros sowie die Wohnung des Direktors im Obergeschoss wurden mit roten Magnesit- oder Buchenparkettböden ausgestattet.

Während der DDR-Zeit wurde die Substanz durch Umbauten angegriffen, nach 1990 begann der Zerfall mit der Aufgabe der Nutzung als Milchhof. Seit 2014 ist das Gebiet durch die engagierten Bürger von Arnstadt wieder mit echtem Leben erfüllt. Die neue Mischnutzung bietet Raum für Ausstellungen, Veranstaltungen, Wohnen und Arbeiten.

Hardfacts

  • ehemalige Molkerei
  • Baujahr: 1928
  • Nutzung: geplant sind Veranstaltungen und Tagungen, Ausstellungsfläche, Ateliers für Künstler, Werkstätten für lokale Handwerker, Büro-, Besprechnungs- und kleine Tagungs-räume, zwei Wohnungen, Sommercafé auf der Dachterrasse
  • Grundstücksfläche: ca. 3.000 m.
  • Nutzfläche: ca. 1.700 m. auf drei Etagen + Dachterrasse
  • Eigentümer: Baudenkmal Milchhof Arnstadt GmbH (seit Ende 2004)
  • Betreiber: Dr. Jan Kobel / Baudenkmal Milchhof Arnstadt GmbH
  • Finanzierung: Denkmalpflege und Kulturförderung des Landes Thüringen
  • Mietpreis: geplant sind 4,00€ – 12,00 €/ m.
  • Ortsübliche Vergleichsmiete: 4,00 €/ m. (Durchschnittliche Kaltmiete für Büroflächen, mittlerer Nutzungswert, Gewerbe Preisspiegel, Immobilienverband Deutschland 2009/2010) 

Nutzungskonzept sieht vor:

  • Ort für hochwertige Veranstaltungen und Tagungen (EG)
  • Kino und Kleinkunstbühne mit bis zu 80 Sitzplätzen
  • Ausstellungsfläche für Zeitgenössische Kunst (EG)
  • Ateliers für Künstler, Werkstätten für lokale Handwerker (Souterrain)
  • Büro-, Besprechungs-, und kleine Tagungsräume (OG)
  • Drei kleine möblierte Appartements zur Vermietung auf Zeit (OG)
  • Sommercafé auf der Dachterrasse
  • 2100 m2 Aussenanlagen als Park und Skulpturengarten

Architektur des Milchhofes

Bei der Konstruktion des Milchviehbetriebs wurden die Bedürfnisse einer modernen Milchverarbeitungstechnik berücksichtigt: Die geplanten Räume spiegeln die hygienischen und praktischen Anforderungen der Milchverarbeitung wider, von der Anlieferung über die Erhitzung und Kühlung bis zur Flaschenabfüllung. Die Räumlichkeiten sind so konzipiert, dass die Prozesse nacheinander ablaufen können. Hierbei wurde sogar ein Gefälle durch die unteren Räume angelegt, damit die Milch in die nächsten Räume fließen konnte. Großzügige Fenster bieten Licht und eine klare Umgebung, und die Boden- und Wandbeläge sind hygienisch. Auch die Büros, Konferenzräume und Schlafräume sind mit vorgesehen.

Zudem folgt die Architekt in der äußeren Form dem Bauhaus: Der Milchhof ist würfelförmig und hat ein Flachdach. Die verschiedenen Farben der Backsteinfassade verleihen dem Gebäude eine auffällige Fassade, die durch Betonblöcke über und unter den Fenstern getrennt ist. Der ausladende Treppenturm an der Westfassade ist asymmetrisch angelegt. Abgesehen von den Klinkern ist die einzige Verzierung die Firmenaufschrift in großen Metallbuchstaben. Durch die Stahlkonstruktion entstehen neben den Fenstern auch große Oberlichter. Das Milchhof in Arnstadt ist zweifellos eines der herausragenden Beispiele der Architekturgeschichte. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hat mit Hilfe von Spendengeldern dazu beigetragen, es zu erhalten!

Architekt Martin Schwarz übertrug die Methodik der damals modernen Milchproduktion in das Äußere des Gebäudes für den Industriebau: Grundriss und Anordnung der Räume, „verpackt“ in einem großen, gut sichtbaren Backsteinkubus, reflektieren den Produktionsprozess der Milchanlieferung, -verarbeitung, -lagerung und -abholung. Die Verwendung von Stahlbeton für die Treppen und Decken, von Fenstern mit Metallrahmen und Eisengeländern sowie von Schiebetüren macht die Struktur äußerst zweckmäßig und schafft eine eigene, damals noch neue und sehr „moderne“ Ästhetik.

Neueeröffnung des Milchhofes

Nach gescheiterten Investoren- und Abrissplänen erwarb die Milchhof Arnstadt GmbH das denkmalgeschützte Ensemble im Jahr 2014. Mit dem Berliner Architekten Walter Grünwald will die Initiative des Arnstädter Kulturmanagers Jan Kobel rund 1.700 Quadratmeter Nutzfläche – nach einer denkmalgerechten Sanierung – wieder eröffnen: als Eventzentrum und Galerie in einem. Mit der Unterstützung von Fördermitteln im Jahr 2015 gelang es dem Katastrophenschutz, die Wasserversorgung wiederherzustellen. Derzeit läuft eine Studie zur Restaurierung der Funde, und 2017 soll eine Konstruktionsachse an der Fassade angebracht werden. Bereits im Jahr 2015 wurde das Projekt mit dem „Thüringer Denkmalschutzpreis“ prämiert.

Der Arnstädter Milchhof ist, zumindest soweit man das heute sagen kann, vor dem Verfall bewahrt worden. Dank der Unterstützung des Landes Thüringen kann die Eigentümerin, die Baudenkmal Milchhof Arnstadt GmbH, gemeinsam mit einem Beirat aus qualifizierten Fachleuten die Sanierung des Daches und der großen Oberlichter in Angriff nehmen. Damit ist der Milchhof für das Bauhaus-Jubiläum gut gerüstet: Er wird begehbar, trocken und wetterfest sein, mit Glas in den Fenstern.

Gründung Verein 

Ein neuer Verein, der Milchhof Arnstadt e.V., wurde in Arnstadt für den Milchhof von der Bachstadt gegründet. Es geht darum, engagierte Bürgerinnen und Bürger mit ihren Ideen einzubinden, die sich für die Nutzung und Erneuerung des Gebäudes und des Quartiers am Mühlengraben einsetzen. Es heißt, dass der alte und neue Milchhof auch als Ort interessanter Begegnungen, mit Kunst und Musik, Festen und Diskussionen auf sich aufmerksam macht und das kulturelle Angebot in Arnstadt und Thüringen nachhaltig ergänzt.

Gründung der Milchhof Arnstadt GmbH 

Die Milchhof Arnstadt GmbH aus Arnstadt ist im Register des Amtsgerichts Jena unter HRB 510765 eingetragen. Die GmbH wurde 2014 gegründet. Gegenstand des Unternehmens ist nach eigener Aussage:

  • der Erwerb des Molkereihauses 99310 Arnstadt, Gemarkung Arnstadt, Flur 13, Flurstück 282/33, sowie die Übernahme angrenzender Grundstücke 
  • Umwandlung der GmbH in eine Stiftung/Genossenschaft oder andere Rechtsform zur Schaffung einer größeren finanziellen Plattform für die laufende Sanierung, den Umbau und die Nutzung des denkmalgeschützten Objektes und die Nutzung denkmalgeschützter Immobilien 
  • Organisation staatlicher und öffentlicher Fördermittel für die Sanierung, den Umbau, die Sanierung und die Wiederherstellung des Milchhofs als herausragendes Einzeldenkmal der klassischen Moderne und zentrales Gebäude im ehemaligen Arnstädter Gewerbegebiet am Mühlgrabe 
  • Beschaffung öffentlicher Mittel für die Gemeinde – Sanierung nach den ursprünglichen Plänen des Architekten Martin Schwarz, Umbau und Ausstattung des Milchhofs für die Nutzung als Wohnhaus, Bürofläche, Ausstellungsfläche

Fotogalerie

Videos






Fotos von folgenden Wikipedia-Fotografen:

Milchhof im inArnstadt Verzeichnis

Tom Scharlock

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auch sehr fein

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